Angleichung, nachholende Modernisierung oder eigener Weg? Beiträge der Modernisierungstheorie zur Transformationsforschung

Publikationen, Zeitschriftenbeiträge  /   /  By Thomas Ott

OTT, Thomas (2000): Angleichung, nachholende Modernisierung oder eigener Weg? Beiträge der Modernisierungstheorie zur Transformationsforschung. Europa Regional 8 (3-4), 20-27

Kurzfassung

Thema und Gegenstand der Modernisierungstheorie sind die globalen Prozesse, in deren Verlauf sich in den letzten zweihundert Jahren die „modernen“ Gesellschaften der westlichen Welt herausgebildet haben. Die Modernisierungstheoretiker deuteten die Transformation als nachholende Revolution, in deren Folge die Versäumnisse der letzten 45 Jahre aufgeholt würden. Insbesondere in Bezug auf die DDR handelt es sich um einen Modernisierungsprozess, bei dem die Ziele durch das Institutionengefüge der Bundesrepublik bereits fest vorgegeben waren. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass die DDR einen spezifischen Typus der Industriegesellschaft mit eigenen sozialen Strukturen verkörperte. Es kann also schon deshalb nicht nur um eine rein „nachholende Modernisierung“ gehen, weil auch die DDR zusammen mit den anderen sozialistischen Staaten spezifische Modernisierungsschritte unternahm.

Mit dem Auftreten der sozialen und ökonomischen Verwerfungen in den Transformationsstaaten geriet der wiederbelebte Modernisierungsansatz erneut in die Kritik. Die Anhänger der Modernisierungstheorie sahen sich konfrontiert mit einer Reihe von Anomalien: anstelle eines einholenden Aufschwungs erleben wir einen schwerwiegenden ökonomischen Niedergang sowie ethnisch und religiös motivierte Abgrenzung und Zersplitterung. Die Schwierigkeiten und Konflikte im Verlauf der Transformation sind jedoch nur bedingt berechtigte Einwände gegen die Modernisierungstheorie. Sieht man von der Frühphase der Theoriebildung ab, wurden solche „breakdowns of modernization“ vorausgesehen und prognostiziert.

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