Die Stellung der norwegischen Provinzen in einem Europa der Regionen

OTT, Thomas (1995): Die Stellung der norwegischen Provinzen in einem Europa der Regionen. Petermanns Geographische Mitteilungen 139 (1), 15-30

Kurzfassung

Die norwegische Bevölkerung hat am 28./29. November 1994 nach 1972 dem EU-Beitritt des Landes zum zweiten Mal eine Absage erteilt. Während andere, vor allem mittel- und osteuropäische Staaten auf eine baldige Mitgliedschaft drängen, können es sich die Norweger infolge ihres auf reichhaltigen Bodenschätzen basierenden Wohlstands leisten, der EU fernzubleiben, zumal aufgrund der Mitgliedschaft Norwegens zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) bzw. zur Europäischen Freihandelszone (EFTA) keine direkten Nachteile einer Nichtmitgliedschaft zu erwarten sind. Im Vergleich zu den Regionen der EU zeigt sich, daß die norwegischen Provinzen, gemessen am Pro-Kopf-Einkommen, an der Arbeitslosigkeit und anderen „Wohlstandsindikatoren“, in der Regel einen überdurchschnittlichen Entwicklungsstand aufweisen, in einigen Fällen (vor allem Oslo) sogar europäische Spitzenplätze einnehmen. Die regionalen Beihilfen im Rahmen der EU-Struktur- bzw. -Kohäsionsfonds bildeten keinen Anreiz für die in besonderem Maße von einem Beitritt betroffenen Gruppen (Landwirte und Fischer), da die von der norwegischen Regierung gezahlten Subventionen deutlich über den EU-Zahlungen liegen, zumal Norwegen als Nettozahler in die Gemeinschaft gekommen wäre. Das Abstimmungsergebnis zeigt, daß vor allem die Bevölkerung in den peripheren, vom primären Sektor geprägten Regionen mit „Nein“ gestimmt hat, während die Bewohner des Südens, insbesondere in und um die Hauptstadt Oslo, für den Beitritt optiert haben.

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